Gnadenstoß

Gnadenstoß
Gnade:
Mhd. g‹e›nade »Rast, Ruhe; Behagen, Freude; Gunst, Huld; ‹göttliche› Hilfe, ‹göttliches› Erbarmen«, ahd. gināda »‹göttliche› Hilfe, ‹göttliches› Erbarmen«, niederl. genade »Gnade«, aisl. nađ »Ruhe; Frieden; Schutz; ‹göttliche› Gnade« (schwed. nåd »Gnade«) sind Substantivbildungen zu einem im germ. Sprachbereich nur im Got. bewahrten Verb niÞan »unterstützen, helfen«, dessen weitere Herkunft unbekannt ist. Die Bedeutungsgeschichte von »Gnade« ist im germ. Sprachbereich weitgehend durch den Inhalt des christlichen Gnadenbegriffes bestimmt worden. Der Gnadenbegriff im weltlichen Sinne (»Gewährung von Schonung, Milde, Mitleid gegenüber einem Besiegten, einem Verurteilten, einem Untergebenen«) war wohl aber bereits vor der Christianisierung bei den Germanen vorgeprägt worden. Die Formel »von Gottes Gnaden«, die seit dem Mittelalter als Zusatz bei Herrschertiteln erscheint, ist Übersetzung von lat. gratia dei, wie auch »Euer Gnaden«, das früher als Anrede gebräuchlich war, lat. tua bzw. vestra clementia wiedergibt. Abl.: gnaden »gnädig sein« (heute nur noch in Wendungen wie »gnade dir Gott« gebräuchlich; mhd. genāden, ahd. ginādōn), dazu begnaden (mhd. begnāden »mit Gnade beschenken; ein Privilegium erteilen; begnadigen; Almosen geben«; seit dem 17. Jh. wurde »begnaden« allmählich durch »begnadigen«, das sich heute nur noch auf das Erlassen einer Strafe bezieht, ersetzt; gebräuchlich ist dagegen das in adjektivischen Gebrauch übergegangene zweite Partizip begnadet, eigentlich »mit Gnadengeschenken ausgestattet«); gnädig (mhd. g‹e›næ̅dec, ahd. g‹i›nādīg »wohlwollend, liebreich, huldvoll, barmherzig«), davon frühnhd. begnädigen, das im 17. Jh. durch begnadigen ersetzt wurde (s. o. »begnaden«). Zus.: Gnadenakt ( Akt); Gnadenbild »Heiligenbild, von dem wundertätige Kräfte ausgehen« (16. Jh.); Gnadenbrot (18. Jh.); Gnadenfrist (17. Jh., zuerst religiös); Gnadenstoß (Anfang des 18. Jh.s; eigentlich der Stoß, den der Henker dem auf das Rad geflochtenen Verbrecher in das Herz oder Genick gibt, um ihm weitere Qualen zu ersparen).

Das Herkunftswörterbuch . 2014.

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  • Gnadenstoß — Sm erw. fach. (18. Jh.) Stammwort. Da mittelalterliche Todesstrafen, insbesondere das Rädern, vielfach auf lange andauerndes Quälen hinausliefen, wurden Delinquenten, denen man dies ersparen wollte, aus Gnade in einem frühen Stadium der… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Gnadenstoß — Gnadenstoß, der Stoß auf das Herz u. Genick, welcher dem zum Rade verurtheilten Verbrecher durch den Nachrichter gegeben wird, um seine Qualen schneller zu beenden …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gnadenstoß — Gnadenstoß,der:denG.geben/versetzen:⇨töten(I,2) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Gnadenstoß — Der Begriff Gnadenstoß bezeichnet: bei der Hinrichtungsart des Räderns einen zeitig ausgeführten tödlichen Schlag auf Hals oder Herz, siehe auch Gnadenschuss Der Gnadenstoß (Kurzgeschichte) (Coup de grace), eine Kurzgeschichte von Jack Vance aus… …   Deutsch Wikipedia

  • Gnadenstoß — Jemandem den Gnadenstoß geben: die Qualen eines Menschen oder Tieres durch schnelle Tötung abkürzen; die Redensart geht wohl auf die mittelalterliche Praxis zurück, nach der der Henker den Leiden eines Gefolterten durch einen raschen und… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Gnadenstoß — Gna|den|stoß 〈m. 1u〉 Stich, um die Todesqual (eines verwundeten Tieres) zu beenden ● den Gnadenstoß geben, erhalten * * * Gna|den|stoß, der [eigtl. = Stoß, den der Henker dem auf das Rad geflochtenen Verbrecher in das Herz oder Genick gibt, um… …   Universal-Lexikon

  • Gnadenstoß, der — Der Gnādenstōß, des es, plur. die stöße, derjenige Stoß auf das Herz oder Genick, welcher einem zum Rade verurtheilten Missethäter von dem Henker aus obrigkeitlicher Gnade gegeben wird, um seiner Qual dadurch desto eher ein Ende zu machen. Auch… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Gnadenstoß — Gnadenstoßm RestinderSchnapsflasche;letztesGlasvordemHeimgehen.EigentlichderStoßmitderStichwaffezurBeendigungderTodesqualeinesGerädertenodereinesTieres.SeitdemEndedes19.Jhs …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • Gnadenstoß — Gna|den|stoß …   Die deutsche Rechtschreibung

  • den Gnadenstoß erhalten — [Einem Tier] den Gnadenstoß geben; den Gnadenstoß erhalten   Ursprünglich bezeichnete »Gnadenstoß« den Stich, den der Henker dem auf das Rad Geflochtenen in das Herz oder Genick gab, um ihm weitere Folterqualen zu ersparen. Heute ist der Ausdruck …   Universal-Lexikon

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